Farbwiedergabe und Weissabgleich

Beim automatischen Abgleich gibt es zwei Strategien:


1. Entweder wählt das Programm die grössten hellen Flächen und nimmt an, dass diese weiss/neutralgrau sind. Trifft das zu, sind die erreichten Ergebnisse gut.


2. Gibt es keine grösseren neutralgrauen Flächen, führt der Abgleich zu einem Farbstich, weil das Programm dann annimmt, dass alle Farben vorkommen.

Der vollautomatische Weissabgleich versagt auch häufig bei Aufnahmen im Dämmerlicht. Hingegen ist der automatische Abgleich bei schnell wechselnden Lichtverhältnissen, wie bei einer Mischung aus Sonne und aufgelockerter Bewölkung, das Mittel der Wahl.

 

Zum manuellen Weissabgleich wird die Kamera oder das Gerät formatfüllend auf eine möglichst weisse oder wenigstens neutralgraue Fläche in der zu filmenden oder fotografierenden Umgebung gehalten. Ein weisses DIN-A4-Blatt ist in den meisten Fällen ausreichend, wobei die Belichtung so weit zurückgenommen werden sollte, dass keiner der Farbkanäle übersteuert. Oft enthalten Papiere optische Aufheller, die bei UV-haltiger Beleuchtung der Kamera blau erscheinen, was nach dem Weissabgleich einen Gelbstich bedingt. Eine sogenannte Graukarte ist mithin besser geeignet. Nach Betätigung der entsprechenden Funktion kann der Kameraprozessor die richtige Farbtemperatur ermitteln. Ein Weissabgleich funktioniert generell am besten bei konstanten und einheitlichen Lichtsituationen. Bei Mischlicht, etwa wenn Tageslicht und Kunstlicht im Motiv sind, können auch bei einem manuellen Weissabgleich Farbstiche auftreten, weil der eine Teil des Motivs notwendigerweise eine andere Farbtemperatur erfordert. In diesem Sinne ist auch eine Beleuchtungskombination aus Glüh- und Energiesparlampen kritisch.


Als Referenz sollte am besten eine „neutrale“ Weissabgleichkarte ähnlich einer Graukarte verwendet werden. Dennoch verbleiben bei allen Fällen des Weissabgleichs noch Unterschiede zwischen diversen Lichtquellen. Ein Weissabgleich bei bläulichem Licht führt beispielsweise dazu, dass bei den anschliessenden Fotos dem gesamten Bild die Farbe Blau „entzogen“ wird und somit auch den tatsächlich blauen Gegenständen. Dieser Effekt kann wiederum durch Verwendung einer Tageslichtlampe als Lichtquelle minimiert werden.

Die EOS 60D unterstützt die natürliche Farbwiedergabe mit

  • Weissabgleichprogrammen (AWB)
  • Bildstilen (voreingestellter sRGB)
  • Arbeitsfarbraum (Standard)

 

Der CIEL*a*b-Farbraum entspricht der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit und umfasst die meisten Farbnuancen.


Farbe empfinden

Beleuchtungslicht (1) fällt auf einen Gegenstand. Ein Teil des Lichtes wird absorbiert, verschluckt, nämlich in Wärme umgewandelt (2). Der nicht absorbierte Teil, das Restlicht, wird als Farbreiz (3) ins Auge eines Betrachters reflektiert (4). Nach den organeigenen Anpassungsvorgängen der Adaptation, der Umstimmung und des Simultankontrastes wird für jeden Bildpunkt auf der Netzhaut ein elektrischer Code gebildet und über die Nervenbahnen (5) ins Gehirn geschickt. Aus diesen farblosen Daten baut sich das vielfarbige dreidimensionale Gesichtsfeld als Bewusstsein auf (6).


Unser sichtbares Licht ist physikalisch gesehen elektromagnetische Strahlung mit einer Wellenlänge im Bereich von 380 bis 750 Nanometer. Kürzere Wellenlängen haben hohen Blauanteil (hohe Farbtemperatur) – lange Wellenlängen zwischen 600 bis 700 Nanometer sind für den Rotanteil verantwortlich. Weisses Licht ist eine Zusammensetzung von verschiedenen Wellenlängen. (Zur Erinnerung: im Physikunterricht wurde weisses Licht durch die Brechung in einem Prisma in seine Farben zerlegt und sichtbar gemacht.) Farbtemperatur wird in Kelvin gemessen. Bitte an glühendes Eisen denken – dieses hat je nach Temperatur verschiedene Farben. Licht mit niedriger Farbtemperatur hat einen hohen Anteil von langwelligem Licht.


Lichtsituationen:


Farbtemperatur in Kelvin
Kerze 1500 K
Glühlampe (60 W) aus der guten alten Zeit 2680 K
Glühlampe (100 W) 2800 K
Halogenlampe 3000 K
Morgensonne / Abendsonne 5000 K
Vormittags-/Nachmittagssonne 5500-5600 K
Mittagsonne, Bewölkung 5500-5800 K
bedeckter Himmel 6500-7500 K
Nebel

7500-8500 K


Wir empfinden blaue oder blaugrüne Farben als kühl und

orange oder rötliche Farben als warm.


 

Wird bei Tageslicht (ca. 5500 Kelvin) mit dem Weissabgleichprogramm für Kunstlicht (ca. 3200 Kelvin) fotografiert, resultiert ein Blaustich. Da das Motiv mit einer höheren Strahlungsintensität beleuchtet wird als unter Kunstlicht, liegt seine Temperatur um 2300 Kelvin höher, als der Kamera mitgeteilt wird.

 

Rotstichig werden Aufnahmen, bei denen ein zu hoher Kelvin-Wert zugrunde gelegt wird.